„Die Geschäftsführung muss hinter der Lean / KVP Einführung stehen, sonst wird das nichts.“
Dieser Satz steht beispielhaft für die vielen Erfolgsfaktoren aus der Lean Welt.
Du bist zum ersten Mal im Lean Umfeld tätig und darfst sogar Lean einführen? Du wurdest dafür aus dem Unternehmen oder von extern rekrutiert? Glückwunsch!
Du hast eine spannende und herausfordernde Aufgabe angenommen.
Die bekannten Erfolgsfaktoren geben Dir eine Orientierung.
Doch was kannst Du für DICH ganz persönlich tun?
In diesem Blogeintrag gebe ich Dir 3 Tipps, damit Du bei der Lean / KVP Einführung nicht den Spaß verlierst, demotivierst oder daran ausbrennst.
Übersicht:
1. Die “Lean Weisheiten” und Deine Positionierung im Unternehmen
2. Tipp 1: Die Probleme des Unternehmens sind nicht Deine Probleme
3. Tipp 2: Fragen statt sagen
4. Tipp 3: Die Sache mit den Ergebnissen
5. Wann bin ich als Lean / KVP Verantwortlicher erfolgreich?
6. Zusammenfassung
7. Literaturempfehlung
1. Die “Lean Weisheiten” und Deine Positionierung im Unternehmen
An der Stelle werde ich gleich einmal ein paar „Lean Weisheiten“ los:
– Die Geschäftsführung muss hinter Lean stehen, sonst wird das nichts.
– Du musst die Führungskräfte ins Boot holen, sonst wird das nichts.
– Die Mitarbeiter musst du unbedingt mitnehmen!
– Wertstrom, potenziale identifizieren und dann mit einem Leuchtturmprojekt anfangen.
Es sind nur ein paar der „Lean Weisheiten“, die ich bei meiner ersten Lean Einführung mitbekommen habe. Und viele, viele mehr habe ich gelesen.
An jeder einzelnen Weisheit ist etwas daran und ich habe meinen Nutzen daraus gezogen! In diesem Blogeintrag soll es aber nicht um Lean Weisheiten und um ihre Bestätigung gehen. Es geht viel mehr um den Menschen, der diese Weisheiten im Unternehmen umsetzen darf / soll.
Dein Unternehmen hat sich dazu entschlossen, Lean / KVP einzuführen, und du wurdest mit der ehrenvollen Aufgabe betraut. Mein Glückwunsch an Dich, dass Du diese Herausforderung angenommen hast.
Du bist auf alle Fälle qualifiziert für diese Aufgabe keine Frage, nur du führst Lean oder KVP eben zum ersten Mal auf grüner Wiese ein.
Du wirst zu Beginn deiner Lean Reise im Unternehmen erst einmal deinen Platz, deine Rolle für Dich definieren müssen.
Was ich damit meine ist: Wie willst Du im Unternehmen unterwegs sein?
Operativ oder doch eher strategisch, als Stabsstelle, mit oder ohne Angestellte – Letzteres hast Du vielleicht noch gar nicht in der Hand.
Also wie positionierst Du Dich, um den größtmöglichen Mehrwert fürs Unternehmen zu generieren?
In diesem Blogeintrag geht es heute ganz um Dich – den Menschen HINTER einer Lean / KVP Einführung.
Also wie geht es dir, dir ganz persönlich dabei?
Du startest mit deiner Reise in die Lean Welt und dabei solltest Du für Dich ganz persönlich auf ein paar Punkte achten.
Du willst diesen Job vermutlich länger machen und nicht nach kürzester Zeit mit leeren Batterien total ausgebrannt in der Ecke sitzen oder gar demotiviert sein.
Daher habe ich 3 ganz persönliche Tipps für Dich:
2. Tipp 1: Die Probleme des Unternehmens sind nicht Deine Probleme
Dein Unternehmen ist glücklich, sie haben jetzt jemanden für den KVP gefunden.
Seien wir uns mal ehrlich, zu verbessern gibt es jede Menge in den Unternehmen.
Probleme? Davon hat auch jedes Unternehmen mehr als genug.
Aber sie haben dafür Dich eingestellt als Lean Manager / KVP Beauftragten oder welchen Titel Du auch immer bekommen hast. Und schon bist du für die Lösung aller Probleme verantwortlich, die sich über die Jahre im schlimmsten Fall sogar über die Unternehmenshistorie angestaut haben.
Zumindest kann es Dir passieren, dass dies Deine Kolleginnen und Kollegen meinen, die dann täglich schön brav ihre Probleme bei Dir abladen. Dich dann mit einem enorm erwartungsvollen Blick anschauen und eine Woche später verwundert sind, warum das Problem immer noch besteht.
Sie haben es Dir doch schließlich mitgeteilt und das nicht nur einmal.
Außerdem heißt doch KVP kontinuierlicher Verbesserungsprozess – da ist aber noch nichts besser geworden seit letzter Woche!?!?
ACHTUNG! Fange jetzt nicht an einzuknicken! Den das ist mein Tipp Nummer 1 an dich:
Die Probleme des Unternehmens sind NICHT deine Probleme!
Du bist derjenige, der die Problemlösungen gestaltet, also den Prozess außen rum. Deine Aufgabe ist es, die passenden Methoden zu moderieren. Im zweiten Schritt dann die Menschen befähigen, diese Methoden weitestgehend eigenständig umzusetzen und durchzuführen.
Wichtig für Dich, Dich ganz persönlich: Fühl Dich nicht für die Probleme verantwortlich.
Nur weil der Kollege eine Problemstellung zum 4. Mal bei Dir anspricht, Dich erwartungsvoll anschaut und vielleicht noch einen Satz fallen lässt wie:
„Das Problem könntest Du doch mal in Angriff nehmen, dafür bist Du doch da“.
Nein, dafür bin ich bzw. Du nicht da, zumindest nicht den bequemen Weg deiner Kolleginnen und Kollegen, die ihre Probleme bei Dir abladen.
Merke Dir also:
Die Probleme des Unternehmens sind NICHT deine Probleme!
3. Tipp 2: Fragen statt sagen
Dann kommen wir gleich zu meinem nächsten Tipp für Dich, der wunderbar dazu passt.
Sicherlich ertappst Du Dich hin und wieder dabei, wenn die Kolleginnen und Kollegen Ihren Themen bei Dir abladen, wie Dir verschiedene Lösungsansätze dazu einfallen.
Klasse – das zeigt, Du denkst mit! Suchst im Kopf womöglich schon nach den Ursachen…
ABER behalte jeden einzelnen Lösungsansatz oder Idee für Dich! Warum? Sonst erfüllst du gleich Tipp Nummer 1 und nimmst Dich dem Problem an.
Für Dich ist mein Tipp Nummer 2 ganz wichtig:
Fragen statt Sagen!
Was meine ich damit? Stelle Fragen, denn durch die richtigen Fragestellungen kommt dein Gegenüber selbst auf mögliche Lösungsansätze oder stellt fest, dass die Ursachenanalyse noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Oder das er überhaupt erst eine Ursachenanalyse starten sollte…
Auch wenn Dir noch so viele Ideen durch den Kopf gehen, Du sagst nichts.
Dies hat auch nichts mit Egoismus zu tun oder dem Vorwurf, Dir sei nichts am Unternehmen gelegen. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Du stellst Fragen, um dein Gegenüber selbst auf den Lösungsweg zu bringen. Das ist wichtig, nur so wird die Lösung auch als „ihre“ Lösung akzeptiert und erfolgreich umgesetzt.
Wenn Du eine Lösung oder auch nur Ideen dazu äußerst, können zwei Sachen passieren:
1.) Wenn es gut geht, dann sind die Mitarbeiter glücklich. Alles happy und Du stehst eventuell sogar als Held da (was ich persönlich nicht sein will).
2.) Wenn es nicht gut geht, dann bekommst Du ganz schnell einen Stempel aufgedrückt „Ja der Hr. Lean Manager meinte, wir sollten es mal so und so versuchen, aber uns war schon klar, dass dies nicht funktioniert…“
Dein Name und Standing im Unternehmen verbrennen dadurch. Ich weiß auch, dass es nicht immer leicht ist, die richtigen Fragen zu stellen. Mit immer nur 5 Mal Warum Fragen als Fragetechnik kommst Du an der Stelle auch nicht immer weiter.
Die richtigen Fragen zu stellen musst Du lernen, es ist essenziell für Deinen Job!
Klar, schnellere Ergebnisse bekommst Du durch aktives Eingreifen eben Sagen statt Fragen. Ideen und Lösungen vorgeben, das ist weder nachhaltig noch förderlich für dein Lean / KVP Vorhaben.
Bleib also neutral wie die Schweiz.
4. Tipp 3: Die Sache mit den Ergebnissen
Mein dritter und letzter Tipp für Dich ist, wenn Du so willst, die Summe aus Tipp Nummer 1 und Tipp Nummer 2. Es geht um das Thema Ergebnisse.
Du bist für den Rahmen verantwortlich!
Die Ergebnisverantwortung innerhalb des Rahmens liegt bei den Führungskräften.
Was meine ich damit?
Du gestaltest zusammen mit dem Management / Deinem Vorgesetzten, den Rahmen für die Lean / KVP Einführung. Um Interessenskonflikte zu vermeiden, sollten die Ziele von Lean mit den Zielen aus der Operative mit den Prozessverantwortlichen abgestimmt werden.
Wenn Du so willst, stellst Du den Bauplatz und das Material für die Baustelle. Also den Bagger, die Schaufeln, den Betonmischer und die Schalungselemente, einfach alles, was so dazu gehört.
Befreie dich von dem Glauben, Du alleine bist für die Ergebnisse der Lean Einführung verantwortlich, nur weil das Dein Job ist!
Die erfolgreiche Lean Einführung ist eine Gemeinschaftsleistung aller im Unternehmen.
Wenn Du dich von diesem Gedanken befreist, dass nur du die Ergebnisse der Lean Einführung liefern musst, dann ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher, die Dinge aus Tipp 1 und 2 erfolgreich umzusetzen!
Also, fühle Dich nicht mehr für alle Probleme verantwortlich und mit Fragen statt Sagen erzielst Du gute und nachhaltige Ergebnisse.
5. Wann bin ich als Lean / KVP Verantwortlicher erfolgreich?
Dich wird sicherlich auch die Frage nach dem Erfolg beschäftigen.
Wann bin ich als Lean Manager erfolgreich?
Das ist eine Fragestellung, die einen eigenen Blogeintrag füllen kann.
Ich für mich persönliche Messe meinen Erfolg an nachfolgenden zwei Kriterien.
1.) Wie weit ist die eigene Problemlösefähigkeit der Organisation?
Sprich, wie viele Probleme konnte das Unternehmen ohne mein Zutun nachhaltig lösen.
2.) Wie ist die Nachfrageentwicklung nach meiner Dienstleistung als KVP Verantwortlicher durch die Organisation.
6. Zusammenfassung
Ich fasse Dir noch mal die drei Kernaussagen zusammen:
Wenn Du über die drei Tipps nachdenkst und den ein oder anderen beherzigt, dann hast Du lange Spaß, Freude und vor allem – am allerwichtigsten – die Energie für die Lean / KVP Einführung und Umsetzung.
Denn sind wir ehrlich, Lean einzuführen ist eine anstrengende und herausfordernde Aufgabe!
Abschließend möchte ich noch einen Satz mit Dir teilen, welcher mich damals ins Nachdenken gebracht hat.
Daraus resultieren auch die drei Tipps in diesem Blogeintrag.
Ein guter Bekannter, Arnd D. Kaiser, mit jahrelanger Erfahrung in der Lean Welt, sagte zu Beginn meiner Lean Reise:
„Andreas – wir als Lean Manager, wir sind zahnlose Tiger im Unternehmen!“
Der Satz hat mich bis heute geprägt und zum Umdenken in meinem eigenen Verhalten als KVP Verantwortlichen bewogen.
Wie geht es Dir mit Deiner Lean / KVP Einführung und oder Umsetzung? Ich freue mich auf einen regen Austausch mit Dir!
7. Literaturempfehlung
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