Dieser Blogeintrag beschäftigt sich mit dem Thema Produktionslogistik.
Es ist der zweite Teil meiner Blogreihe zum Thema Logistik.
Der erste Blogeintrag behandelte einige Grundlagen (Geschichte, Definition, usw.) zum Thema Logistik.
Mit diesem Beitrag wird ein Einblick in das umfangreiche Thema Produktionslogistik gegeben. Da es zu diesem Thema unzählige Fachliteratur gibt, versuche ich hier einen ersten fundierten Überblick zur Thematik zu verschaffen.
Sie dürfen gespannt sein, denn der heutige Beitrag befasst sich mit der Produktionslogistik, der Produktionsplanung und Produktionssteuerung und mit der Produktionsversorgung (Gabelstapler und Routenzug).
Produktionslogistik:
Produktionsplanung und –steuerung
Elementarer Bestandteil der Produktionslogistik ist die Produktionsplanung und –steuerung (PPS). Die Produktionslogistik ist das Management von Material- und Informationsflüssen, um die innerbetriebliche Wertschöpfungskette zu versorgen. Dabei ist die Produktionslogistik durch die Grundsätze und Rahmenbedingungen wie kurze Wege, kleine Transportmengen und hohe Transportfrequenz geformt. Die hohe Durchführungsautonomie wird dadurch erreicht, dass in der Regel weder Kunden noch Lieferanten in den innerbetrieblichen Materialfluss mit eingebunden sind. Das Hauptziel besteht darin, eine schnelle, schlanke und fehlerfreie Versorgung der Fertigung mit den benötigten Gütern zu optimalen Kosten sicherzustellen. Dazu muss über die Produktionsplanung festgelegt werden, was wann und wo zu welchem Zeitpunkt produziert wird. Bei der Planung muss der Mix aus Rüstzeiten in der Fertigung, die Maschinenauslastung und den Bedarfsterminen der Kunden berücksichtigt werden, um dann die optimalen Losgrößen, Kapazitäten und Fertigungstermine aufeinander abzustimmen. Das heißt im Endeffekt nichts anderes, als die schwankende Auslastung und Kapazität in eine geglättete Produktion mit stabilen Fertigungsprozessen zu überführen. Werden die Schwankungen nicht geglättet, so führen Kapazitätsspitzen in der Produktion zu einer teuren Fertigung durch höhere Ressourcenanforderungen. Im Umkehrschluss bildet sich totes Kapital in Phasen mit einer niedrigeren Auslastung und eine kosteneffiziente Logistik ist nicht mehr möglich.
Die Produktionssteuerung sorgt dafür, dass die Vorgaben durch die Produktionsplanung umgesetzt und eingehalten werden. Dies geschieht über die Auftragsfreigabe und deren Überwachung. Dazu kann für die Produktionsplanung und –steuerung zwischen drei logistischen Methoden gewählt werden. Das Push – System, das Pull – System oder das Push – Pull – System. Es kommt jedoch maßgeblich auf die Steuerung des Logistiksystems an, ob dies nach dem Push-, Pull-, oder Push-Pull-Prinzip aufgebaut ist. Es ist je nach Aufgabenstellung an die Produktionsplanung und –steuerung (Ermittlung optimaler Losgrößen, Erteilen von Auftragsfreigaben, Planung Fertigungskapazitäten, usw.) das geeignete System auszuwählen und zusammen mit dem Logistiksystem zu einem Gesamtsystem zu verschmelzen.
Produktionsversorgung
Der logistische Erfolg wird durch das Zusammenspiel von der Produktionsplanung und –steuerung mit der Produktionsversorgung sichergestellt. Die Produktionsversorgung ist eine klassische Umsetzungsaufgabe, die sicherstellt, dass die Produktion ohne Unterbrechung leistungsfähig bleibt. Der reibungslose Materialfluss zu den Senken entlang der Produktionslinie, wie er durch die Produktionsplanung und –steuerung vorgegeben wird, kann als das Hauptziel der Produktionsversorgung gesehen werden. Dabei gilt es eine störungsfreie Produktion zu gewährleisten, um das gewünschte Produkt in der richtigen Qualität zum richtigen Termin an den Kunden zu liefern. Mit der Produktionsversorgung werden die „sechs bzw. sieben R“ aus dem ersten Blogeintrag umgesetzt.
Mit zwei verschiedenen Grundvarianten, Gabelstaplerverkehr und Routenzugverkehr, kann die Produktionsversorgung umgesetzt werden. Beide Varianten setzen, durch den Transport von Gütern an die Verbrauchsorte und verbuchen der umgesetzten Materialflüsse im Logistiksystem, die Transportvorgaben durch die Produktionsplanung und –steuerung um. Gleichzeitig werden Leergutbehälter rückgeführt und fertiggestellte Güter an Ihren Zielort geliefert.
Jede der beiden Grundvarianten bringt, je nach logistischer Anforderung, verschiedene Vor- und Nachteile mit sich.
Logistische Produkttypen und der Transport in der Produktionsversorgung
Güter lassen sich mit Zuhilfenahme der Kundenabhängigkeit zu verschiedene logistische Produkttypen zuordnen. Wird das Produkt nur für einen spezifischen Kundenauftrag benötigt oder wird es für mehrere verschiedene Kundenaufträge Verwendung finden oder ist es gar ein einmaliger Auftrag, so werden daraus folgende logistische Produkttypen abgeleitet und unterschieden:
- MTS Make-to-stock: Serienprodukt welches kundenunabhängig in einer großen Stückzahl produziert wird.
- MTOw Make-to-order wiederkehrend: Ein Serienprodukt als Basis, welches im Kundenauftrag eine bestimmte Individualisierung erhält und in regelmäßigen Abständen immer wieder geordert wird.
- MTOe Make-to-order einmalig: Ein Serienprodukt als Basis, welches im Kundenauftrag eine bestimmte einmalige Individualisierung erhält und nur einmalig ohne Wiederkehr geordert wird.
- ETO Engineer-to-order: Ein Produkt, welches einmalig für einen einzelnen Kunden und dessen Auftrag entwickelt und gefertigt wird.
Diese logistischen Produkttypen lassen sich den beiden Transportsystemen Gabelstapler und Routenzug in der Produktionsversorgung zuordnen. MTOe und ETO Güter sind besonders geeignet für den Transport mit Gabelstapler. MTOw und MTS Güter sind für den Transport mit dem Gabelstapler ebenso geeignet. Jedoch sollten diese auf Grund der erörterten Nachtteile nicht präferiert werden. MTOw und MTS Güter sind daher die bevorzugten Produkttypen für den Transport mit Routenzügen. MTOe und ETO Güter lassen sich in den Routenverkehr integrieren, jedoch hat dies eine wesentlich schwierigere und aufwändigere Routen- und Kapazitätsplanung zur Folge.
Logistik mit Gabelstapler
Bei der logistischen Versorgung mit dem Gabelstapler, spricht man von einer bedarfsgerechten Versorgung. Der Bereitsteller versorgt dabei die Arbeitsplätze in der Produktion mit Nachschub durch sogenannte Gebinde. Dabei erfolgt der Abruf von Einzelteilen durch den Kunden. Genau diese Güter werden exakt dann geliefert, wenn sie der Kunde abruft. Man spricht auch von der Taxiversorgung.
Die Vorteile liegen in einer individuell und flexibel geplanten Versorgung, sowie einer schnellen Umsetzung. Es gibt keine festgelegten Routen bzw. Vorgaben. Der Gabelstapler kann, da wo keine andere Transportmöglichkeit besteht, auf Grund der Güterbeschaffenheit, z.B. Stahl Coils, bzw. keine Einbindung in bestehende Versorgungsströme möglich ist, eingesetzt werden.
Als Nachteile sind wesentlich höhere Kosten aufgrund von Leerfahrten und gravierend längeren Strecken anzuführen. Eine optimale Auslastung ist nicht möglich oder planbar, da gleichzeitig Bedarf durch „Zuruf“ generiert wird. Ebenfalls können Materialabrisse durch die bedarfsorientierte Steuerung die Folge sein. Außerdem ist anzuführen, dass Gabelstapler zudem wartungsintensiver sind und das Unfallrisiko mit schweren Unfallfolgen weitaus höher ist als bei Routenzügen.
Logistik mit Routenzüge
Bei der Versorgung durch Routenzüge, oder auch „Milkrun“ oder „Bus“ genannt, handelt es sich, anders als bei der Gabelstaplerversorgung, um Sammelgutverkehr. Es werden keine einzelnen Lieferungen getätigt. Einzelne Aufträge zur Materialversorgung werden hierbei kombiniert und zu einer Lieferung zusammengefasst. Jeder Routenzug fährt dabei immer dieselbe Route mit denselben Senken an. Sie füllen das Material je nach Verbrauch auf und nehmen gleichzeitig das Leergut wieder mit. Dabei kommt immer dasselbe Material an denselben Platz.
Hierbei muss die optimale Route im Hinblick auf Lieferstellen, -frequenz und –menge entwickelt werden. Um dies zu erreichen, müssen als Voraussetzung stetige und stabile Bedarfsverhältnisse geschaffen werden. Bei den Senken ist ein ausreichend großer Puffer zu installieren. Als Faustregel kann die doppelte Reichweite wie das Zugintervall verwendet werden. Die Quellen zur Versorgung der Routenzüge werden als Supermärkte, nach dem FIFO Prinzip, angelegt. Ziel sollte sein, möglichst wenige dieser Supermärkte zu betreiben und die Güter in der Regel nur einmal in die Hand zu nehmen. Werden unterschiedliche Gebindetypen verwendet, kann es notwendig werden, dass die Senken von verschiedene Routenzüge mit verschieden Strecken angefahren werden. Wird vom Verbraucher ein Materialabruf verpasst, so weiß dieser, dass er beim nächsten Versorgungszyklus beliefert wird. Meist sind diese Senken nach dem „Kanban“ Prinzip eingerichtet und gesteuert. Als weiteren Vorteil ist die optimale Auslastung der Transportkapazitäten von der Logistik und die hohe Versorgungssicherheit zu sehen.
Bei der Einführung von Routenzügen ergeben sich jedoch gewisse Herausforderungen. Der Planungsaufwand ist wesentlich höher bei deutlich anderen Abläufen in der operativen Arbeit. Routen müssen bei Bedarf immer wieder verändert werden. Transportmittel müssen ggf. neu beschaffen werden. Ein hoher Aufwand, bei Schwund, einer Änderung der Auftragsreihenfolge und für die Störungsreduzierung ist ebenfalls anzuführen.
Vorschau:
Der dritte Teil beschäftigen sich mit den Herausforderungen bei der Einführung des Routenzugverkehrs in der Produktionslogistik.
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